‚Menstruation around the world’ ist eine Themenreihe von Vulvani, die versucht die Vielfalt von Menstruationserfahrungen in aller Welt aufzuzeigen. Wir porträtieren Personen aus verschiedenen Ländern mit ihren persönlichen Geschichten. Lasst uns gemeinsam die wunderbare und so vielfältige Welt der Menstruationserfahrungen erkunden und mehr Wertschätzung für die eigene Menstruation erlernen. Und jetzt: Wer von euch hat noch nie Binden ausprobiert?
Mashiyat und viele andere menstruierende Menschen in Bangladesch wachsen ohne das Wissen über die Bedeutung der Menstruation auf. Da Menstruation ein Tabuthema ist, werden Menschen, die ihre Periode haben, als „schlecht“ oder „unmoralisch“ bezeichnet. Heute ist Mashiyat eine Aktivistin für Menstruationsgesundheit in Bangladesch. Sie leitet das soziale Unternehmen Resurgence Bangladesh, das kostengünstige, biologisch abbaubare Binden herstellt. Danke, Mashiyat, dass du deine erstaunliche Geschichte mit uns teilst!
Persönliche Eckdaten
Name: Mashiyat
Alter: 24
Geschlecht: weiblich/Frau
Geburtsort: Bangladesch
Wohnort: Krakau, Polen
Studium + Job: CEO bei Resurgence Bangladesh / Internationaler Master in Global Markets, Local Creativities an der University of Glasgow / Financial Crime Analyst bei Revolut
Alter bei der ersten Periode: 10
Lieblings-Menstruationsprodukt: Ich habe nur Binden ausprobiert. Meine Kultur hat Tampons und Menstruationstassen immer mit bestimmten Stigmata in Verbindung gebracht. Und auch wenn ich mir dessen bewusst bin, ist es sehr schwer für mich, die Ängste und Traumata zu überwinden, die ich mit anderen Periodenprodukten habe. Irgendwann werde ich es hoffentlich schaffen.
Kosten pro Menstruation: 5-10 GBP, abhängig von meinem Monatsfluss, der aufgrund meiner PCOS-Erkrankung unterschiedlich ist.
1. Wie wird Menstruation in deiner Familie, Kultur oder auch Land gesehen?
Die Menstruation ist in meinem Land ein großes Tabu. Was die Periode wirklich ist, wissen die meisten Menschen in einkommensschwachen Gemeinden nicht, weil die sozialen Stigmata so stark sind. Viele denken, dass die Periode ein Fluch ist oder eine Form des Körpers, die Sünden loszuwerden, indem er das „schlechte“ Blut ausscheidet. Als Aktivistin für Menstruationsgesundheit wurde ich oft als Propagandistin abgestempelt, da Gespräche über die Periode in den meisten bangladeschischen Gemeinden als schändlich gelten. In meiner unmittelbaren Familie ist die Menstruation erst normaler geworden, seit ich mich für menstruelle, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte einsetze. Davor hat jedoch niemand offen über Perioden und Binden gesprochen.
2. Wie und von wem wurdest du über die Menstruation und Binden aufgeklärt?
Ich wurde nie formell über die Menstruation aufgeklärt. Mein erstes Perioden-Gespräch hatte ich im Alter von neun Jahren mit meinen Freund:innen in der Schule, als eine unserer Freund:innen ganz plötzlich ihre erste Periode bekam. Damals hatten wir keine Ahnung, was Perioden überhaupt sind. Wir dachten einfach, sie sei verletzt oder habe irgendeine Krankheit. Sie wurde von einer/m unserer Lehrer:innen auf die Toilette gebracht und später nach Hause geschickt. Das Lehrpersonal informierte uns später, dass alle menstruierenden Menschen diesen „roten Pipi“-Vorfall haben, wenn sie erwachsen werden.
Richtig herausgefunden habe ich das mit der Periode erst circa zwei Jahre später durch umfangreiche Google-Recherchen.
3. Erzähl ein bisschen von deiner ersten Periode. Hast du eine Binde getragen?
Meine erste Periode hatte ich mit ungefähr elf Jahren. Nachdem ich eines Morgens im Bett aufwachte und Blut auf meinem Laken sah, dachte ich, ich würde sterben! Ich rannte zu meiner Mutter und schrie um Hilfe. Ich hatte panische Angst „Krebs“ zu haben. Selbst sie war etwas in panisch, weil sie so unvorbereitet auf den Moment war. Sie brachte mir aber sofort bei, wie man Binden benutzt. Was die Periode ist, sagte sie mir jedoch nicht. Und so blieb ich weiterhin sehr verwirrt, bis ich mir Hilfe aus dem Internet holte.
4. Wie denkst du über deine eigene Menstruation?
Ich habe es schon immer gehasst und gefürchtet, meine Periode zu bekommen. Dieses Gefühl hat sich auch im Laufe der Jahre überhaupt nicht verändert. Es hat sich sogar noch verschlimmert, da ich jetzt unter den Symptomen der PCOS-Erkrankung leide. Meine Periode kommt manchmal mit extremen Stimmungsschwankungen, sodass ich mich nie auf sie freue. Aber das hat aber nichts mit Scham zu tun. Ich liebe es, eine Frau zu sein und bin mit meinem Körper im Einklang. Ich hasse einfach das Gefühl, ständig zu bluten und Angst vor dem Auslaufen zu haben (ich mag es nicht, das Blut aus Laken, Kleidung und/oder Unterwäsche waschen zu müssen; vor allem, wenn die Flecken schwer zu entfernen sind).
5. Welche anderen Menstruationsprodukte als Binden hast du schon ausprobiert?
Ich habe noch nie andere Perioden-Produkte als Binden verwendet. Weil es in Bangladesch keinen Zugang zu Tampons und Menstruationstassen gibt, konnte ich sie leider während meines Erwachsenwerdens nie ausprobieren. Deshalb habe ich jetzt eine irrationale Angst, wenn es darum geht, sie testen. Mittlerweile versuche ich aber, diese Furcht langsam zu überwinden.
6. Was machst du gerne, wenn du deine Periode hast?
Während der Periode habe ich ziemlich viele Stimmungsschwankungen. Deshalb versuche ich, meine Tage so zu gestalten, dass ich relativ produktiv arbeiten kann. Ich neige allerdings oft dazu, Heißhungerattacken nachzugeben, die von Monat zu Monat schwanken. Was ich während der Menstruation definitiv nicht mag, ist Schwitzen oder mich verschwitzt zu fühlen. Gerade das macht die Menstruation im Sommer besonders lästig.
7. Wie fühlst du dich während der Menstruation?
Meine Gefühle wechseln von Monat zu Monat sehr stark und hängen viel von meinem Menstruationsfluss ab. In den Monaten, in denen meine Periode schwächer ist, ist meine Stimmung normalerweise viel besser. Ich habe nicht immer Krämpfe, aber wenn ich welche habe, muss ich Schmerzmittel einnehmen. Lebensmittel wie Eis und grüner Tee helfen jedoch, ebenso wie heiße Wasserbeutel und/oder Kompressen.
8. Mit wem sprichst du über Menstruation und Binden?
Als Aktivistin für Menstruationsgesundheit spreche ich mit jedem über Menstruation und Binden. Denn ich glaube, dass offene Gespräche und Aufklärung über Zyklus-Gesundheit viel dazu beitragen können, alle Stigmata, Tabus und Missverständnisse in Bezug auf die Periode aufzulösen. Deshalb ermutige ich die Menschen immer, darüber zu sprechen. Es gibt nichts, wofür man sich schämen müsste. Die Periode ist ein ganz normaler Vorgang, und ich möchte, dass das jeder weiß.