‚Menstruation around the world’ ist eine Themenreihe von Vulvani, die versucht die Vielfalt von Menstruationserfahrungen in aller Welt aufzuzeigen. Wir porträtieren Personen aus verschiedenen Ländern mit ihren persönlichen Geschichten. Lasst uns gemeinsam die wunderbare und so vielfältige Welt der Menstruationserfahrungen erkunden. Hebe betreibt Sexualaufklärung und nimmt uns dieses mal mit auf ihre Reise.
Hebe aus England macht Sexualaufklärung. Aufgrund sehr starker Blutungen und Krämpfen nimmt sie nun die Gestagen Pille. Offen über die Periode zu sprechen verbindet sie und die Menschen in ihrem Leben. Vielen Dank für die spannenden Einblicke und dass du Deine Erfahrungen mit uns teilst!
Personal Information
Name: Hebe
Alter: 21
Geschlecht: Weiblich
Geburtsland: England
Wohnort: Bristol, England
Job: Biologiestudentin im letzten Jahr (B.Sc.) / Sexualaufklärung
Age at first period: 12
Alter bei der ersten Periode: Menstruationstasse
Kosten pro Menstruation: Ich habe meine Periode nicht mehr aufgrund meiner Verhütung. Die letzten 12 Monate meiner Periode aber lagen meine Kosten bei 0€. Ich benutzte damals eine Menstruationstasse und wiederverwendbare Periodenunterwäsche.
Verhütungsmethode: Gestagen Pille
1. Wie wird Menstruation in deiner Familie, Kultur oder auch deinem Land gesehen?
Ich habe das große Glück, dass meine Mutter sehr offen war, wenn es um das Thema Periode ging. Sie versorgte mich mit Büchern über die Pubertät und teilte auch ihre eigenen Geschichten und Ratschläge. Das und die Tatsache, dass ich eine der ersten in meiner Klasse war, die ihre Periode bekam, führten dazu, dass ich immer diejenige war, zu der meine Freundinnen kamen, um Ratschläge über ihre Periode zu erhalten. Das war ein großer Einflussfaktor dafür, dass ich Sexualaufklärung machen wollte und jetzt meine Dissertation über Vaginas schreibe!
2. Du betreibst Sexualaufklärung. Wie und von wem wurdest du über Menstruation aufgeklärt?
Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter mir zum ersten Mal etwas über die Periode beigebracht hat, als ich elf war. Sie setzte sich mit mir zusammen, bevor ich auf eine Internatsreise ging. Sie erzählte mir, dass Frauen jeden Monat aus ihrer Vagina bluten und zeigte mir, wie ein Tampon funktioniert, falls es auf der Reise losgeht. Ich erinnere mich, dass ich mich mit meiner Packung Binden sehr Erwachsen fühlte, aber nicht wirklich dachte, dass mir das passieren würde. Ich fühlte mich weit davon entfernt. Etwa zur gleichen Zeit hatte ich auch Sexualaufklärung in der Schule. Und meine Lehrerin erklärte uns genau, warum die Periode kommt. Ich schätze es sehr, dass ich zu einer passenden Zeit das Wichtigste über meine Periode gelernt habe.
3. Erzähl ein bisschen von deiner ersten Periode.
Ich erinnere mich so lebhaft daran. Es war Halloween und ich war 12. Ich erinnere mich daran, weil meine Mutter mir erzählte, dass sie ihre Periode auch an Halloween bekam, als sie 12 war! Ich war in der Schule und ging vor dem Mittagessen auf die Toilette. Außerdem erinnere ich mich, dass ich nach unten schaute und einen braunen Fleck sah und sofort dachte „Oh mein Gott, ich habe mich angekackt“. Dann wurde mir klar, dass es Menstruationsblut war. Ich wickelte eine Menge Toilettenpapier zusammen und steckte es in meine Unterhose. Draußen klopfte meine Freundin an die Tür und fragte, was so lange dauern würde. Ich sagte, ich sei krank und müsse meine Mutter anrufen. Ich rannte zur Telefonzelle der Schule und rief meine Mutter an, um es ihr zu sagen. Meine Mutter kam vorbei und brachte einen sehr offensichtlichen, mit Binden gefüllten Waschbeutel ins Schulbüro, den ich abholen sollte.
Ich erinnere mich, dass ich entsetzt war, als ich sah, dass sie meinen älteren Bruder im Auto mitgenommen hatte. Ich war am Boden zerstört, dass mir das passiert war. Keine meiner engen Freundinnen hatte schon ihre Periode und ich schämte mich und dachte, dass das alles sehr unfair war. Außerdem wollte ich nach dem Unterricht noch in der Schule bleiben und mich für Halloween verkleiden. Darauf freute ich mich schon seit Wochen. Am Ende musste ich nach Hause gehen, weil meine Periode immer wieder an meiner Binden vorbei auslief, weil sie so stark war. Alle waren verwirrt, warum ich nicht zur Party blieb. Und ich weinte, als ich zu Hause war. Wütend auf die Welt und meine Mutter, weil sie es meinem Vater und meinem Bruder erzählt hatte, wütend auf die Unmengen von Blut, die auf mein Bett tropften und auf das Sportturnier, das ich am nächsten Tag hatte.
4. Wie stehst du zu deiner eigenen Menstruation?
Mein Verhältnis zu meiner Periode hat sich im Laufe der Jahre definitiv verändert. Ich hatte immer eine sehr starke Periode. Ungewöhnlich stark, weswegen ich jetzt die Pille nehme. Als ich 14 war, begannen außerdem jeden Monat lähmende Krämpfe, die mich zum Erbrechen brachten. Dadurch hatte ich jedes mal Angst, bevor ich meine Periode bekam. Außerdem hatte ich ein septiertes, mikroperforiertes Jungfernhäutchen, was bedeutete, dass ich keine Tampons benutzen konnte. Mit 16 Jahren ging ich dann zum Arzt. Der klärte mich auf und ich unterzog mich einer Hymenoplastik, bei der mein Jungfernhäutchen entfernt wurde.
Danach verbesserte sich mein Verhältnis zu meiner Periode. Ich konnte Tampons und später eine Menstruationstasse benutzen, was mir bei meiner starken Periode half. Ich hatte gelernt, wie ich am besten mit meinen Regelschmerzen umgehen konnte und welche Medikamente zur Schmerzlinderung am effektivsten waren.
Oft war ich unsicher, weil ich im Vergleich zu anderen Mädchen im Teenageralter sehr jung aussah. Ich war dünn und klein mit wenigen Kurven. Meine Periode gab mir das Gefühl, eine Frau zu sein und erwachsen zu werden. Sie ließ mich stolz auf meinen Körper sein. Manchmal fühlte ich mich aber auch elend. Insgesamt war es eine sehr komplexe Beziehung. Jetzt, wo ich sie nicht habe, vermisse ich sie manchmal, aber ich genieße es viel mehr, sie nicht zu haben.
5. Welche Menstruationsprodukte hast du schon ausprobiert?
Binden – eine Zeit lang habe ich mich über sie geärgert, als ich keine Tampons benutzen konnte und keine andere Wahl als Binden hatte. Jetzt sind sie aber wie ein alter Freund. Ich mag es, nichts einführen zu müssen, besonders wenn ich Krämpfe habe oder an leichteren Tagen. Ich mag es nicht, wenn sie riechen oder sich schwer oder nass anfühlen oder wenn der Kleber an der Haut oder den Haaren klebt. Auch der Plastikmüll hat mich gestört.
Tampons – Sie haben mir das Gefühl gegeben, freier zu sein. Und ich fühlte mich erwachsener. Das Risiko von TSS und dass ich sie nicht über Nacht tragen konnte, war allerdings ein Nachteil. Auch mit dem Abfall konnte ich mich abfinden.
Menstruationstasse – mein Favorit! Kein Abfall, hält mehr Blut, also gut für meine starke Periode. Das Wechseln unterwegs kann etwas mühsam sein, wenn man sie wie ich alle paar Stunden wechseln muss (bei sehr starker Blutung). An Tagen, an denen meine Menstruation nicht so stark war oder wenn zu Hause war, waren sie jedoch ein Traum. Auf meinem Blog über Sexualaufklärung habe sogar einen ganzen Blogbeitrag darüber geschrieben, wie sehr ich die Menstruationstasse und die Periodenunterwäsche mag.
Periodenunterwäsche -Mochte ich als Alternative zu Binden. Ich habe sie in Kombination mit meiner Menstruationstasse benutzt und sie sind nie ausgelaufen oder haben mich im Stich gelassen. Auch viel bequemer als ein Tampon! Ihr Preis und die Tatsache, dass man sie waschen muss, ist jedoch ein Nachteil.
6. Was machst du am liebsten, wenn du deine Tage hast?
Ich esse gerne viel und halte mich warm! Wärmflaschen und Pyjamas. Ich hasse es, schwimmen zu gehen oder viel Sport zu treiben, vor allem, wenn es keine Toiletten gibt und ich merke, dass ich eher Stress wegen der Angst vorm Auslaufen als Spaß habe.
7. Wie fühlst du dich während deiner Periode?
Als ich etwa 3 Jahre lang meine Periode hatte, hatte ich jeden Monat extreme Krämpfe. Wenn ich keine Schmerztabletten nahm, bevor sie einen bestimmten Schweregrad erreichten, wurden sie immer schlimmer, bis ich mich übergeben musste oder ohnmächtig wurde. Flach zu liegen, nicht zusammengerollt, Schmerzmittel und eine Wärmflasche waren meine besten Freunde. Bananen zu essen hilft auch, weil sie viel Kalium enthalten.
8. Mit wem sprichst du über Menstruation?
Die meisten meiner Freund*innen und Schüler*innen, die ich unterrichte. Ich gehe sehr offen mit der Periode um und die meisten Menschen, die ich kenne, auch. Die Periode verbindet mich und andere Menschen in meinem Leben. Ich spreche auch mit meinem Freund über sie, damit er mich und meine Bedürfnisse besser verstehen kann. Diese Gespräche finden bei mir zu Hause statt, beim Plaudern beim Kaffee – wo auch immer! Ich habe großes Glück.
9. Hast du eine besonders lustige Menstruationsgeschichte?
Es gibt bestimmt viele aber ich habe sie total vergessen!
10. Möchtest du noch etwas anderes über das Sexualerklärung erzählen?
Mein Rat wäre, vor allem auch bei der Sexualaufklärung, offen über Menstruation zu reden! Perioden können unangenehm und schmerzhaft sein. Das Teilen unserer Erfahrungen hilft uns und bringt uns zusammen. Menstruation ist nichts, wofür wir uns schämen müssen. Je mehr wir es zulassen, dass wir uns für sie schämen, desto weniger können wir von ihr lernen.
Do you want to become part of ‚Menstruation around the world‘?
We hope to be able to present the portraits of menstruating people as varied and diverse as possible. And for this we need you – no matter how you feel about your own menstruation or where you come from! If you would like to be part of this series and share your personal experiences and thoughts about menstruation with us, please write us a message or simply fill out this questionnaire (anonymously is also possible). We are already looking forward to sharing your story with the Vulvani community!