Vor Kurzem habe ich einen Artikel zum Sprechen über die Periode und den Kampf gegen das Stigma geschrieben. Darin geht es um gängige Mythen rund um die Periode im Alltag. In diesem Artikel möchte ich nun die historischen Ursprünge dieses Themas ein wenig näher beleuchten. Die Geschichte der Periode ist nämlich nicht so düster, wie es vielleicht den Anschein hat; nicht alle Gesellschaften stigmatisierten oder beschämten sie. Deshalb möchte ich nun über einen Aspekt der Geschichte der Periode sprechen, der für die Entwicklung des Stigmas, das wir heute erleben, entscheidend war. Und das ist die Idee der „Unreinheit“, die im 20. Jahrhundert auf der Suche nach Menotoxin wissenschaftlich untersucht wurde.
Über Jahrhunderte hinweg hat sich die Vorstellung von der Unreinheit in der Geschichte der Periode auf der ganzen Welt gehalten. In Europa setzte sie sich besonders unter dem Einfluss der „Naturalis historia/Naturgeschichte“ von Plinius dem Älteren als eine „Verunreinigung“ des menstruierenden Körpers fort. Dies ging Hand in Hand mit Vorurteilen aus religiösen Quellen: im Jahr 690 verbot Bischof Theodore von Canterbury Menstruierenden den Zutritt zur Kirche. Das spiegelt wider, wie menstruierenden Menschen – auch heute noch – der Zutritt zu vielen heilige Stätten in ganz Asien verwehrt ist.
Perioden als unrein
In Indien und Nepal leben die Menschen während ihrer Menstruation oft in getrennten Hütten. Warum? Manche Hindus sehen Menstruierende als unrein und unfähig an, am täglichen Leben teilzunehmen. Es ist ein Irrglaube, dass Menstruierende während ihrer Periode nicht einmal männliche, nicht menstruierende Familienmitglieder berühren dürfen, weil sie diese sonst krank machen.
Dies zeigt, wie weit verbreitet dieser Mythos ist, der auch heute noch starke Auswirkungen hat. Vielerorts wird dieser Glaube noch immer praktiziert und auch in anderen Ländern bleibt das Stigma bestehen. In den 1870er Jahren begann im Westen die Werbung für die Periode, die sich darauf konzentrierte, die Periode zu verstecken oder sie als schamhaft abstempelte. Bis in die 1970er Jahre durften Periodenprodukte nicht einmal im Fernsehen beworben werden.
Menotoxine in der Geschichte der Perioden
Diese Idee der „Unreinheit“ in der Geschichte der Periode wurde in den 1920er Jahren wissenschaftlich untersucht. Der Kinderarzt Béla Schick stellte fest, dass zehn rote Blumen einen Tag, nachdem er sie erhalten hatte, verwelkt waren. Er fragte sein Dienstmädchen nach den Blumen und stellte fest, dass sie zu diesem Zeitpunkt menstruierte. Für weitere Untersuchungen führte er Experimente an menstruierenden und nicht menstruierenden Diener:innen mit Blumen und Brotteig durch. Angeblich stellte er fest, dass bei den menstruierenden Mägden die Blumen verwelkten und das Brote nicht aufging. Dies entsprach genau dem in ganz Europa verbreiteten Aberglauben, wonach Menstruierende das Brot am Aufgehen hindern, Pflanzen abtöten, und andere schlechte Dinge machen konnten. Schick kam zu dem Schluss, dass sogar die Haut der Menstruierenden ein Gift absondern musste.
Das Experimentieren mit ‚Menotoxin‘
In den 1950er Jahren stellten George und Olive Smith, Spezialisten für Reproduktionskrankheiten, an der Havard-Universität ebenefalls Untersuchungen an. Diese sollten später den Begriff „Menotoxin“ prägen. Die Smiths entnahmen Proben von Menstruationsblut und injizierten es kleinen Tieren, die daran starben. Sie nahmen dies als Beweis dafür, dass es eine giftige Substanz im Menstruationsblut geben muss. Aber der Gynäkologe Bernhard Zondek widerlegte das. Er wiederholte das Experiment und mischte dem Menstruationsblut Antibiotika bei, als er es den kleinen Tieren verabreichte. Und die Tiere überlebten! Das zeigte, dass es die Bakterien im Blut waren, die sie töteten, und nicht die Toxine.
Als Schicks Geschichte in den 1970er Jahren in The Lancet (eine medizinische Fachzeitschrift) wieder aufgegriffen wurde, löste sie jedoch erneut eine Diskussion aus. Die Diskussion fand jedoch ein unrühmliches Ende, als ein Arzt schrieb, dass es keine ausreichenden Beweise für die Behauptung von Schick gäbe. Doch 1977 experimentierten Physiolog:innen weiterhin mit Menstruationsblut. Sie suchten nach Substanzen, die giftig sein oder die Stimmung der Menstruierenden beeinflussen könnten. Obwohl die wissenschaftliche Grundlage für die „Unreinheits“-Theorie völlig unzureichend ist, hält sich der hartnäckige Glaube daran.
ABER: Wenn das Menstruationsblut, das die Gebärmutter auskleidet, giftig ist, warum sollten sich dann Embryonen darin einnisten?
Die Auswirkungen der Menotoxin- und Unreinheitstheorie
Ob es nun an Beweisen mangelt oder nicht; das Fortbestehen des Mythos der Unreinheit in der Geschichte der Periode hat einen starken Einfluss. Die Stigmatisierung ist das Ergebnis jahrhundertelanger Unterdrückung, Geheimhaltung und Scham. Und die bereits erwähnten Mythen, dass menstruierende Menschen viele Dinge nicht machen dürfen, haben das Leben der Menschen nur noch schwieriger gemacht. Auch wenn die Periode in der Vergangenheit aufgrund schlechterer Ernährung nicht so regelmäßig auftrat, war sie oft doch immer noch eine Quelle der Scham.
Andererseits ist es erwähnenswert, dass das Verbot von sonst üblichen Hausarbeiten für manche Menschen willkommen gewesen sein mag. Wenn du dich unwohl fühlst, möchtest du wahrscheinlich auch nicht den ganzen Tag mit Kochen oder Arbeiten auf dem Hof verbringen. Dann bist du vielleicht froh, wenn jemand anderes in der Familie diese Aufgaben übernimmt. Aber hinter den Traditionen und dem Aberglauben besteht die Absicht, Menstruierende auszugrenzen, anstatt ihnen das Leben zu erleichtern. Und genau das trägt immer noch weiterhin zur Kultur der Scham bei.
Welche Bedeutung hat die Geschichte der Periode für die heutige Zeit?
Wir würden ohne die Vergangenheit nicht in der gleichen Kultur leben, in der wir uns heute befinden. Das gilt vor allen für die Periode. Während einige den traditionellen Aberglauben hoffentlich immer seltener glauben, bestehen einige von ihnen fort und sind für Menstruierende auf der ganzen Welt weiterhin gefährlich. Und auch wenn der alte Aberglaube nicht mehr gilt, bleibt das Stigma bestehen. Denn noch immer fühlen sich die Menschen unwohl, wenn sie über ihre Periode sprechen. Vulvani hat bereit über Werbung für die Periode und die Auswirkungen, die sie haben kann, geschrieben. Dieser Werbetrend hat sich in den letzten anderthalb Jahrhunderten entwickelt, wobei seine Anfänge in der Beschämung von Menschen mit Menstruation begründet ist.
Schlussendlich sagen, dass die Menotoxin-Theorie zum Glück nicht mehr verfolgt wird. Aber das Erbe, zu dem sie gehört, lebt in der ganzen Welt weiterhin vorhanden. Und bei ihrer Bekämpfung ist es wichtig zu wissen, woher sie kommt, damit wir wissen, was wir abbauen müssen, und wohin wir gehen können.
Was sagst du zu den Experimenten an menstruierenden Menschen, der Unreinheits- und Menotoxintheorie? Schreib uns deine Gedanken zu der Geschichte der Periode in die Kommentare!