Die Periode war schon immer Teil des menschlichen Lebens und damit auch Teil der Geschichte. In meinem letzten Artikel schrieb ich bereits über einen Periodenmythos aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Diesmal möchte ich einen anderen Teil der Geschichte erforschen, in dem das tägliche Leben geheimnisvoller ist: die antike Welt. Insbesondere die Periode im antiken Griechenland.
Was wissen wir bereits über dieses Thema? Ehrlich gesagt, nicht sehr viel. Die geschichtlichen Aufzeichnungen wurden in der Regel nicht von Menstruierenden geschrieben, sodass über die Menstruation kaum etwas bekannt ist. Die wenigen Texte, die wir aus dem antiken Griechenland darüber haben, sind medizinische Texte, wie z. B. über die Krankheiten von Frauen (Hippocrates zugeschrieben). Es stellt sich daher die Frage, inwieweit wir in Texte über die Menstruation hineinlesen können, die von nicht-menstruierenden Menschen geschrieben wurden. Aber medizinische Texte enthalten wohl weniger Meinungen der Menstruierenden als erwartet. Es handelt sich dabei um Berichte von Patient:innen, sodass wir in ihnen die Stimmen finden können, die nicht die Möglichkeit hatten, zu sprechen.
Wie sah die Periode im antiken Griechenland aus?
Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Erfahrungen mit der Periode wahrscheinlich anders waren als heute. Wir haben heute ein größeres Angebot an nahrhaften Lebensmitteln und bessere Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen. In der Antike hatten Vitaminmangel, Krankheiten und Erschöpfung einen starken Einfluss auf den Körper, sodass die Perioden unregelmäßiger verliefen. Außerdem kann die Menopause etwas früher eingetreten sein: Aristoteles erwähnte, dass sie üblicherweise im Alter von 40 Jahren eintrat. In den hippokratischen Abhandlungen heißt es, dass jeden Monat eine „Gebärmutter voll“ Blut erwartet wurde – wie viel das auch immer sein mag.
Wie wurde die Periode im alten Griechenland betrachtet?
Die Ansichten über die Periode variierten in der gesamten antiken Welt. In Ägypten wurde Menstruationsblut möglicherweise als medizinischer Wirkstoff verwendet. Plinius der Ältere sagte, dass die Menstruation „frischen Wein sauer macht, von ihr berührte Feldfrüchte unfruchtbar werden“ und „Bienen in ihren Bienenstöcken sterben“. Inzwischen scheint es so, dass die Periode im antiken Griechenland sogar als natürlicher angesehen wurde. Es gibt (keine konkreten) Hinweise darauf, dass sie, wie die Ägypter, Menstruationsblut in der Medizin verwendeten.
Sie glaubten außerdem, dass die Periode mit 14 Jahren beginnt und anzeigen soll, dass das Kind bereit zur Heirat und zum Kindergebären ist. Es gab sogar die Theorie der „wandernden Gebärmutter“. Diese Theorie besagte, dass die Gebärmutter im Körper umherwandert, wenn man sich nicht kurz nach der ersten Menstruation fortpflanzt. Außerdem glaubten sie, wenn die Periode spät kommt, würde sich das Blut um das Herz herum ansammeln. Dies könne zu irrationalem Verhalten, Fluchen, Fieber und sogar zu Depressionen oder Selbstmordgedanken führen. Mit anderen Worten: Hysterie – ein Wort aus dem 19. Jahrhundert, das aus dem Griechischen für Gebärmutter, hystera, stammt.
Hippokrates reagierte darauf mit dem Aderlass, um den Überschuss an Blut loszuwerden. Da er den Unterschied zwischen Blut und Menstruationsblut nicht kannte, war für ihn alles dasselbe. Und wenn die Periode ganz ausblieb, befürchtete er eine Blutansammlung, die zu Krankheit, Anfällen und „männlichem“ Verhalten führte. Auch hier war der Aderlass sein Mittel der Wahl.
Wie ging man im antiken Griechenland mit der Periode um?
Es gibt einige Information im Internet, die besagen, dass menstruierende Menschen für ihre Periode im antiken Griechenland oft etwas Ähnliches wie einen Tampon benutzten. Hippokrates beschreibt, dass kleine Holzstücke in weichen Fusseln in die Vagina eingeführt wurden, um das Blut aufzufangen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Ägypter Papyrusfasern für diese antiken Tampons verwendeten, während die Römer eine weichere Baumwolle benutzten. Leider gibt es dafür keine konkreten Beweise. In den hippokratischen Abhandlungen wird das Einführen von Wolle in die Vagina zur Verabreichung medizinischer Substanzen erwähnt, jedoch nicht im Zusammenhand mit der Periode. Wie Dr. Helen King feststellt, ist dieser Mythos wahrscheinlich aus der Werbung auf der Tampax-Webseite entstanden.
Was haben sie also benutzt? Wir wissen, dass viele Menstruierende in der Vergangenheit überhaupt keine Periodenprodukte verwendeten und einfach in ihre Kleidung bluteten. Dr. King weist darauf hin, dass in einem Theaterstück von Aristophanes Tücher um die Oberschenkel getragen wurden, um das Blut aufzufangen. Außerdem gibt es eine Geschichte über die griechische Philosophin Hypatia, die ungewollte Freier mit Menstruationstüchern bewarf. Dies sollte ihnen die Realität ihres Körpers vor Augen führen und ihre idealisierte Vorstellung von ihr brechen.
Insgesamt haben wir nicht viele Informationen über die antiken Griechen im Allgemeinen. Vor allem haben wir nicht viele Informationen über das Thema Periode, das hauptsächlich für Menschen von Interesse ist, deren Stimmen in den historischen Aufzeichnungen nicht (oft) vertreten sind. Aber wir können zusammen verschiedene Wege finden, um uns der gleichen Erfahrung zu nähern. Denn sowohl damals als auch heute ist das Thema sehr relevant. Und wenn wir gleichzeitig dazu beitragen, Mythen über eine wichtige tägliche Erfahrung zu entlarven, dann ist das umso besser!