‚Menstruation around the world’ ist eine Themenreihe von Vulvani, die versucht die Vielfalt von Menstruationserfahrungen in aller Welt aufzuzeigen. Wir porträtieren Personen aus verschiedenen Ländern mit ihren persönlichen Geschichten. Lasst uns gemeinsam die wunderbare und so vielfältige Welt der Menstruationserfahrungen erkunden und mehr Wertschätzung für die eigene Menstruation erlernen. Heute erfahren wir, was es heißt seine Periode in Irland zu haben.
Eimíle, Anna Marie und Niamh – drei verschiedene Menstruierende aus demselben Land. Wie erleben sie ihre Menstruation? Gibt es Ähnlichkeiten? Sind sie mit der gleichen Menstruationsaufklärung aufgewachsen? Und wie wird die Periode in Irland besprochen? Lernen wir sie kennen und finden wir es heraus!
Persönliche Eckdaten
Name: Eimíle
Alter: 27
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Dublin, Irland
Studium + Job: BSc. Psychologie, Forschung
Alter bei der ersten Periode: 12
Lieblings-Menstruationsprodukt: Ich benutze Binden.
Kosten pro Menstruation: 5€
Verhütungsmethode: NFP und Rausziehen
Persönliche Eckdaten
Name: Anna Marie
Alter: 25
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Dublin, Irland
Studium + Job: Referent:in für Forschung und Politik
Alter bei der ersten Periode: 16
Lieblings-Menstruationsprodukt: Binden
Kosten pro Menstruation: 20€
Verhütungsmethode: Keine
Persönliche Eckdaten
Name: Niamh
Alter: 28
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kerry, Irland
Studium + Job: Lehrer:in
Alter bei der ersten Periode: 12
Lieblings-Menstruationsprodukt: Menstruationstasse und Tampons
Kosten pro Menstruation: 4€
Verhütungsmethode: die Pille
Wie ist die Periode in Irland angesehen?
Eimíle: Es wird nicht offen über Menstruation gesprochen, aber es wird mehr darüber gesprochen als früher. In meiner Familie gibt es vier Menstruierende. Und ich bin diejenige in meiner Familie, die am offensten damit umgeht.
Anna Marie: Die Periode in Irland ist etwas, das man versucht zu verstecken.
Niamh: Als Teenager war es mir sehr unangenehm, über meine Periode zu sprechen. Auch zu Hause wurde nicht wirklich darüber gesprochen. Als ich älter wurde, habe ich angefangen, mit meinen Freunden über die Periode zu reden. Meiner Erfahrung nach wird über die Periode in Irland nicht wirklich gut aufgeklärt. Nicht menstruierende Menschen werden dabei überhaupt nicht in das Gespräch einbezogen. Und einige menstruierende Menschen halten ihre Menstruation noch immer für sehr privat.
Wie und von wem wurdest du über die Menstruation aufgeklärt?
Eimíle: Als ich elf Jahre alt war, erzählte mir meine Mutter zum ersten Mal etwas über meine Periode. Ich war sehr geschockt. Noch nie zuvor hatte ich von der Periode gehört und ich war so verwirrt.
Anna Marie: Ich wurde von meiner Mutter über die Periode aufgeklärt.
Niamh: Schon früh gab es in Irland sehr wenig Aufklärung über die Periode. Deshalb muss vieles selbst erlernt und intuitiv gemacht. Meine erste Menstruationsaufklärung erhielt ich wahrscheinlich mit 14 Jahren im Biologieunterricht in der Schule. Es war sehr einfach gestrickt und hielt sich an die „wissenschaftlichen“ Fakten. Ich fühlte mich peinlich berührt und hatte das Gefühl, zu wenig zu wissen. Später mit 16 oder 17 Jahren, teilte ich meine Erfahrungen mit meinen Freund:innen.
Erzähle uns ein wenig über deine erste Periode!
Eimíle: Es passierte an meinem zwölften Geburtstag auf der Toilette in einem Einkaufszentrum, und ich habe es niemandem erzählt. Es war mir so peinlich, dass ich sie an meinem Geburtstag und überhaupt bekam. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Einzige war, die ihre Periode hatte! Ich habe mir einfach mit Klopapierbündeln eine provisorische Binde gebastelt. Erst bei meiner zweiten Periode habe ich es meiner Mutter erzählt.
Anna Marie: Meine erste Periode habe ich bei einer Halloween-Übernachtung bekommen. Ich war überhaupt nicht vorbereitet, hatte aber Glück, dass es nur ein leichter Ausfluss war. Da ich schon relativ alt war, wusste ich auch gleich, warum ich blutete. Aber ich hatte trotzdem zu viel Angst, um nach Hilfe zu fragen. Und ich hatte ein bisschen Angst, dass ich sterben würde!
Niamh: Ich habe meine erste Periode in der Grundschule bekommen. Am Anfang war ich sehr aufgeregt, war aber nicht gut vorbereitet und habe es niemandem erzählt.
Wie denkst du über deine eigene Menstruation? Hat sich das Gefühl verändert?
Eimíle: Ich bin sehr froh, dass ich meine Periode bekomme. Dadurch habe ich das Gefühl, dass ich gesund bin und mein Körper funktioniert.
Anna Marie: Ich bin viel liberaler, wenn ich vor anderen darüber spreche. In den ersten beiden Tagen meiner Menstruation habe ich extreme Schmerzen und Krämpfe, also habe ich es satt, sie zu verstecken und so zu tun, als ob es mir gut ginge.
Niamh: Ja, ich gehe jetzt viel offener und positiver damit um und liebe es, darüber zu reden! Da ich die Pille nehme, habe ich allerdings keine richtige Periode.
Welche Menstruationsprodukte hast du schon ausprobiert?
Eimíle: Ich habe Tampons und Binden ausprobiert. Eigentlich würde ich Tampons bevorzugen, aber ich so viele Horrorgeschichten über TSS gehört, dass ich aufgehört habe sie zu benutzen (auch wenn ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit statistisch gesehen sehr gering ist). Vor kurzem habe ich Periodenunterwäsche von Thinxx bestellt, die hoffentlich mein neues Lieblingsprodukt sein wird. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, sie zu testen.
Anna Marie: Nur Binden. Ich habe Tampons ausprobiert, aber das hat für mich nicht so geklappt. Im letzten Jahr habe ich angefangen, wiederverwendbare Stoffbinden zu benutzen, die meinen Abfall deutlich reduziert haben!
Niamh: Ich mag keine Binden, weil sie unordentlich sind, sich unsauber anfühlen und auslaufen. Als Teenager habe ich Tampons benutzt, weil ich damals sehr sportlich war und sie zuverlässiger und bequemer waren. Auch was Periodenprodukten angeht, habe ich das Meiste einfach selbst herausgefunden, ohne mit jemandem darüber geredet zu haben. Aus Gesprächen mit meinen Freund:innen habe ich jedoch von Menstruationstassen erfahren. Und weil die umweltfreundlich und bequem sind und nicht auslaufen, benutze ich seitdem meistens eine Menstruationstasse.
Was machst du gerne während deiner Periode in Irland?
Eimíle: Ich gehe ganz normal meinen Tätigkeiten nach. Vielleicht trinke ich mehr Tee und schlafe mehr.
Anna Marie: Für mich ist meine Periode furchtbar, weil sie sich körperlich sehr auf mich auswirkt. Mittlerweile nehme ich auch Medikamente. Davor habe ich wegen meiner Periode sieben bis acht Tage im Jahr nicht zur Arbeit oder zur Schule gehen können.
Niamh: Ich tue nichts Bestimmtes, da ich weder eine starke Periode noch wirkliche Symptome habe.
Wie fühlst du dich während deiner Menstruation? Welche Lebensmittel, Tipps oder Hausmittel helfen dir bei Menstruationsbeschwerden?
Eimíle: Normalerweise spüre ich einen ziemlich dumpfen Schmerz, der manchmal stärker ist und manchmal weniger stark. Ich nehme dann Paracetamol. Es hilft auch, wenn ich mich im Bett zusammenrolle, eine Wärmflasche benutze und Kräutertee trinke.
Anna Marie: Wärmflaschen, Schmerzmittel, schlafen und weinen 😂
Niamh: Ich achte jetzt nicht wirklich darauf, weil es mir nicht wirklich etwas ausmacht. Ich habe eigentlich keine Beschwerden. Außerdem versuche ich, Sport zu treiben und mich körperlich zu betätigen.
Mit wem sprichst du über deine Periode in Irland?
Eimíle: Meistens spreche ich mit meinem Partner; mit ihm kann ich offen sein. Ich informiere auch meine Familie oder Freund:innen, wenn ich meine Menstruation habe und in ihrer Nähe bin. Wenn irgendetwas Ungewöhnliches passiert, erzähle ich es meinem Partner oder meinem/r Frauenärzt:in.
Anna Marie: Mit meiner/m Ärzt:in aus medizinischen Gründen und mit meinem Partner, um ihm Einblick zu geben.
Niamh: Ich spreche darüber mit meinen Freund:innen, meinen Schwestern und meinem Freund. Die Menstruation ist ein natürliches Thema und ein Teil des Lebens!
Hast du eine besonders lustige, peinliche oder wichtige Geschichte über deine Periode in Irland?
Eimíle: Im letzten Grundschuljahr (ich war etwa zwölf Jahre alt) habe ich meiner Mutter nicht gesagt, dass ich meine Periode habe. Ich hatte also keine Binden und benutzte Toilettenpapier. In der Schultoilette gab es eine Packung mit Binden, und so begann ich, diese zu benutzen. Meine Freund:innen beobachteten die Packung und sprachen darüber, wie skandalös es sei, dass jemand sie benutzte. Dazu diskutierten sie, wen sie für die/denjenigen hielten. Währenddessen spielte ich mit, wohl wissend, dass ich es war (und wahrscheinlich auch andere Menstruierende). Die Scham darüber war groß!
Anna Marie: Es ist gut, über die Periode in Irland und überall sonst auf der Welt zu sprechen!
Niamh: Ich hasse es, nicht auf meine Periode vorbereitet zu sein und keine Produkte zu haben.
Hast du irgendwelche Periodentipps, die du gerne weitergeben möchtest?
Eimíle: Sprich mit deiner/m Ärzt:in über deine Menstruation und benutze eine Menstruations-App, um deinen Zyklus zu verfolgen (sie sind für das Data-Mining verantwortlich; ich finde, die Vorteile überwiegen hier die Nachteile).
Anna Marie: Deine Periode zu haben, ist völlig normal!
Niamh: Deine Periode ist nicht einfach nur „deine Periode haben“ und „keine Periode haben“. Sie ist ein Zyklus und kann auch positive Auswirkungen auf dein Leben haben. Außerdem ist sie ein guter Indikator für deine Gesundheit!
Wir sehen: auch in Irland ist die Periode noch ein Tabu-Thema, welches auch weiterhin auf der Tagesliste an Themen stehen sollte. Für die Normalisierung und Aufklärung der Menstruation braucht es mehr Menschen, die offen darüber reden, so wie Eimíle, Anna Marie und Niamh. Also lasst uns gemeinsam darüber in den Kommentaren sprechen!
Neben der Periode in Irland findest du bei ‚Menstruation around the world‚ auch Geschichten aus Namibia, Brasilien, Lebanon und vielen weiteren tollen Orten.
Hast du Lust ein Teil von ‚Menstruation around the world’ zu werden?
Wir hoffen, die Porträts von menstruierenden Menschen so vielfältig und divers wie möglich präsentieren zu können. Und dafür brauchen wir dich – ganz egal, wie du zu deiner eigenen Menstruation stehst oder woher du kommst! Wenn du Lust hast, Teil dieser Serie zu werden und deine persönlichen Erfahrungen sowie Gedanken über Menstruation mit uns zu teilen, dann schreibe uns eine Nachricht oder fülle einfach den Fragenbogen aus (auch anonymisiert möglich). Wir freuen uns schon jetzt, deine Geschichte mit der Vulvani-Community zu teilen!