‚Menstruation around the world’ ist eine Themenreihe von Vulvani, die versucht die Vielfalt von Menstruationserfahrungen in aller Welt aufzuzeigen. Wir porträtieren Personen aus verschiedenen Ländern mit ihren persönlichen Geschichten. Lasst uns gemeinsam die wunderbare und so vielfältige Welt der Menstruationserfahrungen erkunden und mehr Wertschätzung für die eigene Menstruation erlernen. Was hat es mit dem Handel von Sex für Periodenprodukte in Kenia auf sich? Wir hören zwei persönliche Geschichten über Periodenarmut und die damit verbundenen Folgen.
Periodenprodukte für Sex – für junge menstruierende Menschen in Kenia immer noch eine reale Sache. Sie kämpfen nach wie vor gegen Menstruationsarmut und das Periodentabu. Aber zwei erstaunliche Menstruierende wollen dieses Tabu brechen und für Menstruationsgerechtigkeit und die Rechte der Frauen kämpfen. Hier sind die Geschichten von Laureen und Caroline, zwei Menstruierenden in Kenia.
Persönliche Eckdaten
Name: Laureen
Alter: 22
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Nairobi, Kenia
Studium + Job: Ernährungsberaterin
Alter bei der ersten Periode: 15
Lieblings-Menstruationsprodukt: Ich habe noch keins, da ich noch nicht alle ausprobieren konnte.
Kosten pro Menstruation: Ksh 400 (3,15 € / 3,52 $)
Verhütungsmethode: Herausziehen
Persönliche Eckdaten
Name: Caroline
Alter: 23
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Nairobi, Kenia
Studium + Job: Bachelor in Journalismus
Alter bei der ersten Periode: 14
Lieblings-Menstruationsprodukt: Binden
Kosten pro Menstruation: Ksh 600 (4,68€ / 5,28$)
Verhütungsmethode: Keine
Wie wird die Menstruation in eurer Familie, eurer Kultur und in Kenia gesehen?
Laureen: In Kenia wird die Periode als ein persönliches Geheimnis angesehen, das ich als Frau niemandem erzählen sollte.
Caroline: Die Menstruation ist in den meisten Kulturen ein Tabu. Aber es ist ein Thema, auf das wir immer noch drängen. Wir müssen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, damit keine menstruierende Person Periodenprodukte für Sex eintauschen muss, weil sie Angst hat, ihre Probleme mit ihren Eltern zu teilen.
Wie und von wem wurdet ihr in Kenia über deine Periode aufgeklärt?
Laureen: Ich wurde in der Grundschule von meiner Lehrerin über die Periode aufgeklärt. Alle Mädchen wurden aufgerufen und uns wurde gezeigt, wie man eine Binde trägt.
Caroline: Mein erstes Gespräch über meine Periode hatte ich mit 14 Jahren, nachdem ich ein Kleid getragen hatte. Meine Klassenlehrerin erklärte mir kurz, was mit mir geschah, nachdem ich von einigen Jungen gemobbt worden war.
Wie war eure erste Periode?
Laureen: Meine erste Periode war sehr schmerzhaft. Das war damals in der Schule, und ich habe mich wirklich geekelt und hatte starke Schmerzen. Ich hatte Binden in meinem Schreibtisch, und die konnte ich dann zum Glück benutzen.
Caroline: Meine erste Periode war tatsächlich das Traumatischste, was ich je zu bewältigen hatte. Ich wusste nicht, was mit mir geschah. Ich zwar spürte keinen Schmerz, aber die Dinge änderten sich schnell. Als meine Klassenkameraden mich auslachten, raubte mir das wirklich viel Energie. Der Gedanke, dass die Mädchen über mich lachten und die meisten von ihnen wahrscheinlich wussten, was mit mir geschah, machte mich noch wütender. Ich wusste nicht, mit wem ich reden sollte, denn damals waren Telefone in der Schule nicht erlaubt, also konnte ich meine Mutter nicht anrufen … Meine Lehrerin bemerkte es, als ich wieder aufstand, um hinauszugehen. Niemand hat mir gesagt, was wirklich los war, also bin ich weiter herumgelaufen. Die Leute starrten mich an und lachten, bis meine Lehrerin mir erklärte, was passiert war und wie ich damit umgehen sollte. Danach bin ich zwei Wochen lang nicht zur Schule gegangen, weil ich immer noch traumatisiert war.
Wie denkt ihr über eure eigene Menstruation?
Laureen: Ich habe gelernt, jede meiner Menstruationen zu lieben, sie anzunehmen und über sie zu sprechen.
Caroline: Es macht mir bis heute Angst; jedes Mal, wenn ich meine Periode habe, schaue ich mich an und hoffe, dass ich keine Panne habe.
Welche Menstruationsprodukte habt ihr schon ausprobiert?
Laureen: Ich habe bisher nur Binden verwendet. Ich werde aber demnächst auf nachhaltige, umweltfreundliche Binden umsteigen.
Caroline: Ich habe bisher nur Binden ausprobiert, und die finde ich am angenehmsten. Das funktioniert für mich einfach am besten.
Was macht ihr gerne, wenn ihr eure Periode habt?
Laureen: Ich liebe einfach Sommersalze!
Caroline: Ich bin gerne allein, das hilft mir, über meine nächsten Schritte in Richtung Selbstverwirklichung nachzudenken. Und ich darf auch eine Menge zuckerhaltiges Zeug zu mir nehmen, denn das hilft mir wiederum auch sehr. Ich mag es auch nicht während der Menstruation unter Menschen zu sein, ich werde so leicht gereizt.
Wie fühlt ihr euch während der Menstruation? Habt ihr irgendwelche Tipps?
Laureen: Ich trinke viel Zitronenwasser, ich liebe einfach saure Getränke!
Caroline: Ich bekomme immer starke Regelschmerzen, wenn ich menstruiere, deshalb muss ich mir zwei Tage frei nehmen. Ich lege mir normalerweise eine Flasche mit leicht heißem Wasser auf den Bauch, was hilft sehr und ich trinke auch viel heißes Wasser.
Mit wem sprecht ihr in Kenia über eure Periode? Und was hat es mit dem Handel von Sex für Periodenprodukte auf sich?
Laureen: Mit jedem, denke ich. Ich spreche über die Periode auf meinen Social-Media-Seiten und mit all meinen Freund:innen, auch mit Nicht-Menstruierenden.
Caroline: Ich spreche mit Jugendlichen aus schwierigen Lebensverhältnissen in Kenia über Perioden, weil sie meist von Männern angesprochen werden, die Periodenprodukte für Sex anbieten. Ich habe diese Gespräche, wann immer ich Zeit habe. Es braucht Zeit, um herauszufinden, welche Zielgruppe man ansprechen möchte.
Habt ihr wichtige Geschichte über die Menstruation, die ihr teilen möchtet?
Laureen: Lange Zeit hatte ich Schwierigkeiten, mir Binden zu leisten. Ich stand vor der Frage, ob ich Essen oder Binden oder sogar eine Spritze kaufen sollte, um meine Menstruationskrämpfe zu lindern. Während meiner Menstruation konnte ich nicht zur Schule gehen, was einfach nur traurig ist. Menstruationsprodukte sollten kostenlos sein!
Caroline: Es gibt Menstruierende, die während der drei bis fünf Tage ihrer Menstruation auf Sand sitzen, weil sie keine Periodenprodukte haben. Das ist nicht gesund und setzt diese Menstruierenden einigen der gesundheitlichen Probleme aus, die mit der Menstruation verbunden sind.
Was könnt ihr uns noch über die Periode in Kenia und zum Handel der Periodenprodukte für Sex erzählen?
Laureen: Ich finde die Menstruation erstaunlich und etwas ganz Natürliches.
Caroline: Die Menstruation ist keine „Mädchensache“, wie die Leute sie wahrnehmen. Je mehr wir das verstehen und den Nicht-Menstruierenden klarmachen, wie wichtig es ist, menstruierende Menschen nicht für etwas auszunutzen, worüber sie keine Kontrolle haben, desto besser wird es für unsere jungen Menstruierenden werden. Die Periode ist keine Wahl, und es ist mein größter Wunsch, dass keine Menstruierenden während der Periode auf Sand sitzen, die Schule schwänzen oder Periodenprodukte für Sex tauschen müssen – es sollte eine schöne Erfahrung sein!
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