Warum ich das Tabu der ersten Menstruation brechen möchte

Schon als junge Frau war mir klar, dass ich in meiner Familie offen und natürlich mit dem Thema der Menstruation umgehen möchte. Und es ist mir wichtig, mit meinen Kindern ganz offen zu sprechen, um das Tabu der ersten Menstruation zu brechen.

Ich wollte meinen Kindern unbedingt – ergänzend zu unseren Gesprächen – ein Buch an die Hand geben, welches die Menstruation wirklich erklärt. Nicht nur die biologischen Fakten oder wie man mit Periodenprodukten umgeht. Ein Buch, welches die Menstruation als einen Übergang vom Kind zur erwachsenen menstruierenden Person begreift und diesen Übergang als etwas Besonderes kennzeichnet. Gefunden habe ich dieses Buch nur auf Englisch und die Chance ergriffen, es ins Deutsche zu übersetzen: Im Sommer diesen Jahres erschien „Dem Mond so nah“.

Doch zunächst einmal meine persönliche Geschichte:

Die erste Menstruation, mit Spannung erwartet

Das Thema Menstruation war für mich als junges Mädchen, kurz vor dem Eintritt ins Teenager-Alter, ein unglaublich faszinierendes Thema. Ich las alles darüber, was ich in die Hände bekommen konnte. Doch aufgeklärt wurde ich nicht, bis auf die wichtigsten biologischen Fakten in der Schule und ein Jugendlexikon, welches ich im Bücherregal meiner Eltern fand. Eine Menge Infos fand ich auch in den damals angesagten Zeitschriften Bravo, Girl! oder Mädchen. Dennoch war die erste Periode ein Tabuthema. Ich kann mich zum Beispiel nicht daran erinnern, dass in meiner Familie offen darüber gesprochen wurde. Auch bei meiner älteren Schwester bekam ich nicht mit, wann sie ihre erste Periode bekommen hatte. Alle verschwiegen das Thema einfach so weit wie möglich.

Trotzdem fieberte ich meiner ersten Menstruation regelrecht entgegen. Für mich hatte dieser Eintritt ins „Erwachsen sein“ etwas Magisches und Besonderes. Ich empfand es so, als würde man in eine neue Welt eintreten und war sehr gespannt.

Photo Credits: Katja

Kein Grund zum Feiern? Das Tabu der ersten Menstruation

Umso mehr verwundert es mich heute, dass ich mich an meine allererste Blutung tatsächlich gar nicht mehr erinnern kann. Ich weiß noch, dass ich zwölf Jahre alt war, aber mehr auch nicht. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich damals das Gefühl hatte, mit niemandem wirklich offen darüber sprechen zu können. Oder aber, dass die erste Blutung weder in unserer Familie noch im gesamten Umfeld als etwas Positives oder gar als ein Grund zum Feiern gesehen wurde.

Die damals vorherrschende Meinung war, dass die Periode etwas ist, was eine menstruierende Person halt so zwischen elf und 14 Jahren das erste Mal bekommt. Wir wurden über Periodenprodukte informiert und wie sie anzuwenden sind. Und wir erfuhren, dass es Sinn macht, sich Notizen über Beginn und Dauer der Blutung zu machen, um den Zyklus ein wenig im Auge zu behalten.

Die Pille

Später nahmen die meisten Menstruierenden ganz selbstverständlich die Pille. So mussten sie sich keine Notizen mehr machen, sondern wusste genau, wann die Periode einsetzen würde. Heute sehe ich persönlich die Pille und andere hormonelle Verhütungsmethoden eher kritisch.

Oft wurde abfällig über die Menstruation gesprochen. Menstruierende Personen beschwerten sich darüber, dass sie „schon wieder“ ihre Periode hatten und wie nervig das doch sei. Manche empfanden die Blutung auch als ekelhaft und versuchten, sie mit Hilfe der Pille komplett zu vermeiden. 

Ein neues Bewusstsein für den eigenen Körper 

Als ich bereits erwachsen und mehrfach Mutter geworden war, hatte sich mein Verhältnis zu meinem Körper und damit auch zu meiner Periode völlig verändert. Das begann damit, dass ich mit Mitte 20 aufhörte, die Pille zu nehmen und hierdurch wieder zu meinem natürlichen Zyklus zurückfand. Dieser wurde durch die Pilleneinnahme unterdrückt.

Vor einigen Jahren begann ich dann, mich wieder intensiver mit dem Thema Menstruation zu beschäftigen. Nicht zuletzt aus dem Grund, da meine älteste Tochter langsam in das Alter kam, wo sie sich für das Thema der ersten Periode zu interessieren begann und auch verstärkt Fragen stellte. Aber auch, weil ich spürte, dass dieses Thema noch immer für viele junge und ältere Menstruierende, und insbesondere auch Mütter tabu ist. Besonders interessierten mich auch die Rolle des Mondes in Bezug auf den Rhythmus meines Zyklus sowie die verschiedenen Phasen, die ich jeden Monat anhand meiner Gefühlswelt und Gedanken wahrnehmen konnte. So las ich viel darüber und beobachtete mich und meinen Körper sehr genau.

Photo Credits: Katja

Ein Buch als Wegweiser gegen das Tabu der ersten Menstruation

Da wir Bücher lieben, war es mir ein großes Bedürfnis, meinen Kindern ein Buch an die Hand zu geben, welches ihnen ein positives und bestärkendes Verhältnis zu ihrem Körper und der Menstruation vermittelt. Etwas, was die Magie dieser besonderen Veränderung zum Erwachsen werden einfängt und dennoch praktisch und bodenständig ist. Ein Buch, welches so umfangreich ist, dass es als eine Art Wegweiser für junge Menstruierende gesehen werden kann. Und welches das Tabu der ersten Menstruation bricht.

Doch ich fand damals kein Buch in deutscher Sprache, welches diesen Anforderungen entsprach. Eines, das wirklich das in Worte fassen konnte, was ich in Bezug auf die Menstruation in mir fühlte. Da ich das englische Buch „Reaching for the Moon“ der irischen Autorin Lucy H. Pearce bereits kannte und großartig fand, nahm ich Kontakt mit ihr auf. Ich fragte nach, ob dieses Buch in nächster Zeit auch auf Deutsch erscheinen würde, was sie verneinte. Ich erhielt spontan das Angebot, dieses Buch ins Deutsche zu übersetzen und nahm sofort an.

Eine Reise in eine neue Welt

Mit dieser Übersetzung und dem tieferen Eintauchen in das Thema Menstruation begann eine intensive Reise für mich. Zu mir, zu meinem Körper und zu meinem Zyklus. Diese Reise führte mich zu Erkenntnissen über die zyklischen Prinzipien. Und in eine Zeit, in der der Übergang vom Kind zur erwachsenen menstruierenden Person noch durch Rituale und Feiern gekennzeichnet wurde. Ich konnte regelrecht spüren, dass mein Körper sich stärker als je zuvor mit den Rhythmen der Natur verband – eine Verbindung, die sich irgendwie heilig anfühlte. Genau das, was ich damals als junges Mädchen gespürt hatte … nämlich, dass ein Kind zu Beginn der Menstruation in eine neue Welt eintritt. Zudem hatte es etwas enorm Heilsames, als erwachsene Menstruierende und Mutter einen anderen, liebevollen und positiven Umgang mit der Menstruation kennenzulernen. 

Dem Mond so nah

Der deutsche Titel des Buches lautet „Dem Mond so nah“ und beschreibt sehr anschaulich die Zusammenhänge des weiblichen Zyklus mit den Phasen des Mondes. Das Buch beginnt mit einer fiktiven Reise in ein Rotes Zelt. Ein Ort, an dem sich junge und ältere menstruierende Menschen traditionell ein- oder mehrmals im Monat trafen, um die Menstruation, auf besondere Art und Weise zu zelebrieren. Im Buch werden auch die körperlichen Veränderungen vor Eintritt der ersten Periode, aber auch während des Zyklus, wie z.B. veränderter Ausfluss aus der Scheide sowie veränderte Stimmung und Energielevel, beschrieben. 

Auch geht dieses Buch auf Periodenprodukte (vor allem alternative Menstruationsprodukte), sowie auf natürliche Heilmittel gegen Beschwerden während der Menstruation ein. Es werden die einzelnen Phasen, durch die alle Menstruierenden während ihres Zyklus hindurch gehen, sehr genau und ausführlich beschrieben. Ich habe mich selbst in diesen Beschreibungen sofort wiedererkannt und fühlte hierdurch ein unsichtbares Band, was alle menstruierenden Menschen miteinander verbindet.

Ich persönlich empfinde dieses Buch als wahren Schatz für junge, aber auch für bereits erwachsene Menstruierende. Es bietet so viel Wissen und Weisheit an, um den eigenen Zyklus wirklich zu verstehen und selbstbewusst damit umzugehen. Gleichzeitig ist es auf einfühlsame Weise geschrieben, leicht lesbar und verständlich. Ich bin davon überzeugt, dass Bücher wie dieses dazu beitragen, das Tabu der (ersten) Menstruation zu brechen.

Im Einklang mit dem Zyklus

Heute habe ich ein natürliches Verhältnis zu meinem menstruellen Zyklus. Ich fühle mich so stark mit meinem Körper und meinem Zyklus verbunden, dass ich die einzelnen Zyklusphasen deutlich spüre. Ich weiß, wann mein Eisprung stattfindet und wann meine Periode eintrifft. Dafür orientiere ich mich am Mond, denn – wie ich gelernt habe – kann dieser ein Wegweiser sein und ähnelt mit seinen Phasen denen meines Zyklus. So eine starke Verbindung zu den Rhythmen der Natur zu haben, hat mir tatsächlich neue Welten eröffnet. Auch während meiner aktuellen Schwangerschaft fühle ich diese Verbindung deutlich – und: ich übersetze gerade bereits das nächste Buch von Lucy H. Pearce zum Thema Menstruation. Diesmal allerdings für erwachsene Menstruierende … denn für mich gehört das Tabu der (ersten) Menstruation und des menstruellen Zyklus gebrochen, damit wir als menstruierende Menschen zu einem neuen, starken Selbstbewusstsein finden und die Scham, die meist um unsere monatliche Blutung kreist, ablegen.

Wie breche ich das Tabu der ersten Menstruation?

Du hast Katjas Artikel gelesen und hast nun selbst Lust, das Tabu der (ersten) Menstruation zu brechen? Dann lass uns zusammen daran arbeiten! Denn darum geht es bei Vulvani, um eine aufgeschlossene und offene Welt, in der die Periode kein Tabuthema ist. Wie können wir das erreichen? Indem wir aktiv für Offenheit sorgen und so gegen das Stigma der Menstruation ankämpfen. Deshalb hier einige Tipps und Wege, wie du aktiv für die Akzeptanz der Periode sorgst:

  1. Informiere dich selbst und bilde dich auf dem Gebiet der Menstruation und des Menstruationszyklus weiter! Wusstest du zum Beispiel, dass eine menstruierende Person nur 5-7 Tage im Zyklus fruchtbar ist oder dass Personen mit Uterus um die 40 Jahre lang menstruieren?
  2. Sprich offen das Thema Periode an und schrecke nicht vor einer Konversation zurück! Menstruation ist ein natürlicher Prozess deines Körpers, sie gehört zum Leben dazu.
  3. Kläre andere über die Periode auf! Hast du zum Beispiel den TikTok-Trend während der Pandemie mitbekommen, in der Menstruierende Familienmitglieder nach der richtigen Anwendung einer Binde fragten? Aufklärung muss kein kompliziertes Gespräch sein.
  4. Hierzu gehört auch die Aufklärung der nächsten Generation – der Kinder. Du weißt nicht genau, wie du deine Kinder über ihre erste Periode aufklären sollst? Kein Ding, Vulvani hat dafür einen eignen Online-Kurs für die erste Periode.

Hast du noch weitere Tipps für eine offenere Gesellschaft? Schreib uns gerne ein Kommentar!

*Dieser Artikel wurde auf gendersensible Sprache angepasst.

Online-Kurse, die zu den Themen passen:

Britta von Vulvani
Britta von Vulvani
CEO & Co-Gründerin von Vulvani
19,00

Hol dir unsere Workbooks für 0 Euro!

Der Blick in deinen Zyklus

Workbook jetzt für 0 Euro
Erhalte dein digitales Workbook direkt per E-Mail und lerne in 5 Schritten deinen Menstruationszyklus kennen!
Free Bleeding Workbook

Wusstest du, dass dein Periodenblut nicht dauerhaft fließt wie ein Wasserfall?

Jetzt für 0 Euro zum Download

Free Bleeding Workbook!

März 23, 2022
Katja Schmid ist verheiratet, Mutter von vier Kindern und lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland. Sie ist seit über acht Jahren als Coach, Intuitions- und Beziehungstrainerin für Frauen tätig. Der selbstbewusste Umgang mit Gefühlen, dem eigenen Körper sowie ein Leben im Einklang mit den eigenen Rhythmen und denen der Natur, bilden einen zentralen Kern ihrer Arbeit. Aktuell konzentriert sie sich hauptsächlich auf ihre Familie, ihren Blog und das Übersetzen von bestärkenden Büchern für Mädchen und Frauen. | Webseite | Instagram

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Unsere Lesetipps für dich:

Britta dancing

Nur für kurze Zeit

10% Gutschein auf alle Online-Kurse!

Britta dancing
Egal ob Menstruation, Zyklus, Sexualität, Kinderwunsch, Yoga oder Elternschaft – Erhalte deinen persönlichen Rabatt-Gutschein auf die Online-Kurse deiner Wahl.